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Angsthundetraining

Angsthunde und ängstliche Hunde im Training

 

 

Mein ganzheitliches Training mit ängstlichen Hunden basiert auf 3 Säulen. Wird nur an einer der 3 Säulen gearbeitet, bleibt Vieles auf der Strecke. Die 3 Säulen bauen aufeinander auf, bedingen sich gegenseitig und bieten nur in ihrer Gesamtheit die Aussicht für ängsttliche Hunde, ein stressfreieres Leben in ihrem zu Hause und mit ihrem Menschen zu führen.

I. Training am Angsverhalten

Angst- und Stressauslöser werden erkannt und mit bewährten Methoden im Hundetraining erarbeitet. Je nach Hund, Situation und Auslöser kann dies eine

  • Gegenkonditionierung
  • Desensibilisierung
  • Umkonditionierung

sein, oder eine Kombiantion aus den 3 Methoden. Unabdingbar damit verbunden ist ein Management das gewährleistet, dass der Hund nicht mehr unkontrolliert mit einem Augstauslöser konfrontiert wird. Des Weiteren erarbeiten wir Strategien aus dem Bereich Empowerment (Säule 2), die in schwierigen Situationen zukünftig dem Hund eine Alternative zur Flucht, dem Angriff oder einer Agststarre bieten können (siehe dazu bei „weiterführende Tipps“ den Potcast „die 4 F´s).

 

II. Empowerment

Viele ängstliche Hunde konnten in ihrem bisherigen Leben wenig selber entscheiden und/oder fanden sich in Situationen wieder, denen sie komplett ausgeliefert waren. Übungen zum Empowerment, auch wenn sie noch so klitzeklein und unspektakular erscheinen mögen, machen für diese Hunde einen imensen Unterschied! Selber entscheiden zu können, wo man hingehen möchte, sich mit einer neuen Umgebung oder einer neuen Sache auseinanderzusetzen und sich gut dabei zu fühlen, sind die Grundlage für eine Verhaltensveränderung bei ängstlichen Hunden. Bei einer Sache Freude, Spaß und Leichtigkeit zu empfinden, vielleicht sogar in einen Flow-Zustand zu gelangen (am besten zusammen mit dem Menschen), durchbricht die Daueranspannung und schüttet wertvolle Hormone und Botenstoffe aus, von denen der Hund mitunter tagelang zehren kann. Der wahre und nicht angstüberschatette Charakter des Hundes kommt zum Vorschein und das sollte so oft wie möglich geschehen! Kleine Mutproben und Denkaufgaben mit Aussicht auf Erfolg sind dabei das Mittel der Wahl.

 

III. Zugaben von Außen

Eine Futterumstellung und/oder Nahrungsergänzungen sollten nicht unterschätzt werden! Ein paar Vitamine hier, eine Darmsarnierung da und schon fühlt sich der Hund in seiner Haut viel wohler – und somit gesicherter im Umgang mit angstauslösenden Dingen im Alltag. Ich habe mich intensiv mit dem Zusammenhang von Verhalten und Ernährung befasst und bei meinen eigenen Hunden die Ergebnisse gesehen. Davon können heute meine KundInnen profitieren! Besonders Hunde mit Problemen im Verdauungstrakt leiden unter dem Stress, der diese Schmerzen auslöst, die dann wiederum auf den Magen schlagen. Was war zuerst da, das Magenproblem oder der Stress? Oder führt der Stress zum Magenproblem? Wenn Sie einen ängstlichen oder schüchternen Hund mit Bauchweh, Verdauungsgeräuschen oder wiederkehrendem Durchfall haben, zögern Sie bitte nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen!

 

Exkurs Psychopharmaka: Ich arbeite eng mit zwei Verhaltenstierärztinnen in Deutschland zusammen, beide wirklich phantastische Vertreterinnen ihres Fachbereiches, und ich schätze mich unendlich glücklich diese beiden Ärztinnen jederzeit kontaktieren zu können, wenn ich einen Hund im Training habe, der meiner Meinung nach eine medikamentöse Unterstützung zur Verbesserung seiner Lebensqualität benötigt. Ich bespreche den jeweiligen Fall mit der Verhaltenstierärztin, gebe die Einschätzung an meine KundInnen weiter und unterstütze fortan den weiteren Prozess. Das kann ein persönliches Beratungsgespräch  mit der Verhaltenstierärztin sein, oder die Entscheidungsfindung OB & WIE PSYCHOPHARMAKA GEGEBEN WIRD. Wichtig zu erwähnen sei an dieser Stelle jedoch: BEI DER GABE VON PSYCHOPHARMAKA, DIE EIN BESTIMMTES ZIEL VERFOLGT, IST EIN BEGLEITENDES UND ENTSPRECHEND ABGESTIMMTES TRAINING UNABDINGBAR! Bitte verabreichen Sie Ihrem Hund niemals Psychopharmaka ohne mit einem_r kompetenten HundetrainerIn parallel dazu Rücksprache zu halten und einen erarbeiteten Trainingsplan zu verfolgen! Wenn Sie dies nicht mit mir machen möchten, leite ich Sie gerne an eine_n KollegIn weiter!

 

Schüchterner Hund vs. ängstlicher Hund vs. Angsthund

Die Betitelung „Angsthund“ sollte mit großer Vorsicht benutzt werden. Sogenannte Angsthunde haben große Mühe ihren Alltag zu meistern. Sie geraten mehrere Male am Tag in einen massiven Stresszustand oder befinden sich im Dauerstress. Sollte dies der Fall sein, besteht akuter Handlungsbedarf! Die permanente Ausschüttung von Stresshormenen (Chortisol, Adrenalin u.a.) kann nicht nur die psychische sondern auch die physische Gesundheut des Hundes massiv beeinflussen. Bei den wirklich „schwierigen Fällen“ der Angsthunde handelt es sich fast durchgängig um Hunde, die am sogenannten Deprivationssyndrom leiden. Das bedeutet, dass diese Hunde in der wichtigesten Zeit ihres Lebens, ca. von der 3. bis zur 20. Lebenswoche, kaum Erfahrungen gemacht haben, die sie auf ein Leben in einem westeuropäischen Haushalt vorbereitet hätte. Ob dies undbedingt ein Hund aus dem Auslandstierschutz sein muss, möchte ich an dieser Stelle stark bezweifeln. Hunde vom Bauernhof oder einem Hundevermehrer, also einem vermeintlich seriösen Züchter der Welpen produziert, sind davon genau so betroffen wie Hunde, die in einem Tierheim geboren oder als Welpe/Junghund von der Müllkippe aufgelesen wurden und dann über den Tierschutz in eine Familie kommen. Es ist also nicht unbedingt ein Trauma, das der Hund erlitten hat, sondern mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit eine erlittene Deprtivation in der Prägephase.

 

Deprivationssyndrom bei Hunden

 

Es geht nicht darum, dass der Hund schlechte Erfahrungen gemacht hat, sondern keine…

Wenn ich Hunde mit einer großen Angstproblematik vorgestellt bekomme und erfahre, dass sie auf einem Bauerhof im Stall oder in einer Tierauffangstation aufgewachsen sind, gilt es zu prüfen, ob diese Hunde an einem sogenannten Deprivationssyndrom leiden. Besonders dann, wenn nach einigen Tagen oder Wochen keine Art der Gewöhnung an das Umfeld eintritt. Panische Reaktionen auf  alltägliche Dinge wie etwa Haushaltsgeräusche, Menschen, Autos o.Ä. können ein Indiz für die Diagnose Deprivationsyndrom sein.

 

Was ist ein Depriavtionssyndrom?

Der Begriff Deprivation stammt vom lateinischen Wort deprivare = berauben ab. Übertragen auf Hunde können wir von der Beraubung der Sinne von Reizen sprechen, Reize, die für eine angemessene Entwicklung der Sinne, also des Gehirns, ausschlaggebend sind. Anders gesagt: diese Hunde sind so reizarm aufgewachsen und haben viele Dinge nicht kennengelernt, dass ein anderes Umfeld als das, was innerhalb der jugendlichen Sozialisationsphase kennengelernt wurde, zu einer großen Herausforderung werden kann. Eine abwechslungsreiche Umgebung mit entsprechenden Sinnesreizen wie verschiedene Geräusche und Lautstärken, Gerüche und Geschmäcker, aber auch sozialen Reizen wie der Kontakt zu Menschen, Artgenossen und anderen Tieren, sind unerlässlich für die gesunde Entwicklung des Gehirns. Bei zu wenig Reizzufuhr in den entscheidenden Prägephasen ist die mangelnde Entwicklung des Gehirns nicht mehr umkehrbar. Eine Deprivation im Welpen – und Junghundealter führt zu einer lebenslangen Beeinträchtigung des Hundes und ist nicht heilbar.

 

Wie äußert sich ein Deprivationssyndrom?

Neue Situationen und Umfelder können für deprivierte Hunde sehr anstrengend sein. Was genau für einen Hund eine neue Situation ausmacht, ist individuell unterschiedlich und manchmal für den Menschen kaum nachvollziehbar. Bei dem einen Hund sind es fremde Menschen oder Geräusche, beim einem anderen reicht das Verschieben eines Möbelstücks im Wohnzimmer. Die Reaktion des Körpers bleibt jedoch Stress und die Ausschüttung von Stresshormonen.

 

Daraus resultierend kann sich das Verhalten des Hundes wie folgt äußern:

  • Apathie / gehemmte Bewegungen
  • gehemmte Interaktion mit Anrtgenossen / Menschen
  • gesteigertes Aggressionsverhalten
  • kein / kaum Explorationsinteresse
  • Störung der Aufmerksamkeit
  • eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit
  • verlangsamte Lernfähigkeit
  • Schlafstörungen / Schwierigkeit zu entspannen
  • gesteigerte Reizempfindlichkeit
  • Hyperaktivität
  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt / Verdauungsstörungen
  • andauerndes Hecheln und hoher Bedarf an Trinkwasser

 

Leichte Ausprägungen von Depriavionsschäden bleiben häufig unbemerkt und werden anderen Verhaltensauffälligkeiten zugeordnet.

Letztenendes ist auch bei einem Deprivationssyndorm der Charakter des Hundes ausschlagegbend dafür, wie sehr die Isolation zugesetzt und beeinträchtigt hat. Und durch gezieltes Training lassen sich Defizite gut kompensieren und mit Zeit, Geduld und kleinen Schritten kommen auch diese Hunde ans Ziel!

 

Was kann ich tun, wenn mein Hund ein Deprivationssyndrom hat?

Hunde sind extrem anpassungsfähig. Trotzdem kann ein strukturierter Tagesablauf besonders in den ersten Wochene und Monaten nach dem Einzug in das neue zu Hause sehr viel Halt geben. Ob dieser strikte Tagesablauf dauerhaft beibehalten werden soll, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Ruhephasen in einer reizarmen Umgebung bleiben jedoch für den Rest des Lebens unerlässlich. In Bezug auf Training und Erkundung sollte das Schlagwort Kleinschrittigkeit heißen. Zu Beginn des Trainings sind wenige und ganz kurze Trainingseinheiten völlig ausreichend. Doch auch Lernen kann gelernt werden! Mit der Zeit können die Trainingseinheiten verlängert und vermehrt werden. Der Hund lernt mit Freude zu lernen, wenn das Training mit viel Lob und positiver Verstärkung in Form von Clicker-/Markertraining aufgebaut ist. Mit positiven Lernerfahrungen kann sich der Hund eine Palette verschiedener Verhaltensrepertoires aneignen, auf die er bei Bedarf zurückgreifen kann. Je mehr er nämlich davon hat, desto weniger gestresst muss der Körper in neuen oder beängstigenden Situationen reagieren. Ein Mix aus Aufgaben die eigenständig zu lösen sind (etwa Intelligenzaufgaben) und Dingen, die der Hund mit seinem Menschen zusammen erarbeitet (etwa gruselige Gegenstände erkunden und feststellen, dass sie gar nicht so gruselig sind), ist der beste Einstieg ins Training. Zum einen wird die Eigenständigkeit und das Finden von Lösungsstrategien gefördert, zum anderen wird die Bindung zum Menschen vertieft und schafft Vertrauen.